Ich melde mich zurück nach familiär bedingter Pause. Auch habe ich gezögert, dieses aktuelle Thema aufzugreifen, da es komplex ist und der Einzelfall betrachtet werden muss, um passende Wege und Lösungen zu finden. Nichts für kurze Tipps. Auch habe ich KI-Zusammenfassungen von ChatGPT und Copilot geprüft. Bei denen leider einige Differenzierungen verlorengehen. Also investieren Sie besser 10 Minuten Lesezeit statt 3 Minuten für „kenn ich schon“.
Brian Chesky sprach im September 2024 bei YCombinator darüber, wie man ein wachsendes Start-up führt: Zwei verschiedene Möglichkeiten, ein Unternehmen zu führen: Gründer- und Manager-Modus. Bisher gingen die meisten Menschen selbst im Silicon Valley stillschweigend davon aus, dass die Skalierung eines Start-ups den Wechsel in den Manager-Modus bedeutet – und einige hätten ihr Unternehmen fast ruiniert.
Wie führe ich mein Unternehmen richtig?
Diese Frage beschäftigt einen meiner Kunden, Gründer und CEO mit Mitarbeiter/innen verschiedener Nationalitäten, ältere/jüngere, Leute mit Konzernerfahrung und andere, die direkt aus dem Studium kommen. Home-Office – eigentlich nicht: wir funktionieren nicht online. Gebraucht wird eine produktive Truppe, Leute, die sich gern persönlich sehen, Gemeinschaft erleben. Fluktuation ‚bitte nur, wenn es gar nicht anders geht.‘ Und gebraucht werden Leader, nicht nur auf Führungspositionen – Management alleine reicht nicht.
Episode 1 – Foundermode (E2 Managermode)
Vorweg: Foundermode ist nicht etwas, was man wählt zu praktizieren. Manche Videos im Netz deuten in diese Richtung von „copy Steve“, legen also ein Hey-easy-unauthentisches Modekonzept nahe. In der Tat geht es aber um Tieferes. Man hat es oder … geht da was?
Warum ist das auch für Sie („kein Startup“) interessant?
…gerade wenn Sie unter Erfolgsdruck stehen? Sie haben mindestens 1 Führungskraft, der/die Sie in Ihrer Art zu führen „nicht versteht“ – es gibt Reibung. Zwei Szenarien sind möglich:
A Sie sind Gründer/in Ihres eigenen Unternehmens und es ist Ihr Herzensprojekt, Ihr „Baby“. (Vielleicht haben Sie die Firma gegründet mit der Absicht, sie in ein paar Jahren zu verkaufen – dann lesen Sie eher Episode 2) Sein Baby verkauft man nicht. Manche Ihrer jüngeren Führungskräfte, überwiegend männlich, bemängeln Ihre Art zu führen: zu wenig strukturiertes Management, spontan, manchmal übergriffig – Ihr Engagement wird geschätzt, aber … “mehr klare Regeln bitte“.
B Sie führen als Manager in der mittleren Führungsebene oder als erfahrene/r Geschäftsführer/CEO. Sie wurden eingestellt, um die Firma oder Ihren Bereich erfolgreich zu führen und werden dafür gut bezahlt. Manche Mitarbeiter/innen beklagen zu starre Strukturen, Hierarchie und Formalismen, ihnen fehlt Gestaltungsspielraum, Mitsprache, Gemeinschaft, Sinn/Vision. Gezeigt wird das eher indirekt durch Zurückhaltung, aber jeder macht wenigstens seinen Job in etwa wie erwartet. Dieses Szenario werde ich in Episode 2 „managermode“ fokussieren.
Founder oder Manager: Ist es genau Ihr Ding? Ist es Ihr „eigenes Baby“ oder haben Sie „eingeheiratet“? Ein Founder folgt seiner tief gegründeten Idee (Vision), nicht nur dem Motiv zu skalieren, optimal zu organisieren und monetären Gewinn zu maximieren. Er verkörpert Ownership – es ist seins, er muss es sich nicht einmal „zueigen machen“. Seine Verbindung ist tiefer gegründet. So folgt er auch schon einmal seinem Instinkt, was ihn auch Regeln brechen lässt und Managementgeschulte und Ab-Teilungs-Denker irritiert. Vielleicht fehlen ihm manche Management-Skills. Vielleicht hat er auch nie systematisch Mitarbeiterführung gelernt. Das kann teure Fehler nach sich ziehen. Aber seine magnetische Wirkung kann das überdecken.
Ihr Szenario (A) könnte konkreter so aussehen
- Ihr Startup wächst, Skalierung ist auf der Tagesordnung – Ihr Business und damit auch Ihre Führungsaufgabe wird komplexer. Dazu VUKA, Energie, Trump, usw.
- Sie führen “modern”: Sie schenken Vertrauen, Ihre Tür ist immer offen, Sie wollen alles überblicken, auch wenn Sie nicht alles selbst machen können. Sie schauen selbst nach, wenn es irgendwo nicht läuft.
- Sie geben alles für Ihre Firma, Ihr Herzensprojekt: Möge Ihr Baby als produktive Gemeinschaft gut weiterwachsen und nicht als unpersönlich gemanagte Gesellschaft in Routinen erstarren.
- Sie haben Führungskräfte eingestellt, die mit vielversprechenden Vorerfahrungen aus anderen gemanagten Unternehmen kamen, andere sind MbA-sozialisiert (Bologna).
- Potenzieller Zankapfel: Ihre Handhabung von Regeln als Guideline; Sie intervenieren auch schon mal hierarchie-übergreifend direkt, wenn etwas nicht richtig läuft; Sie seien nicht „berechenbar”, …
Damit können Sie recht allein sein, und es stellt sich Ihnen die Frage: Bin ich richtig unterwegs?
Reifegrad
Founder-Modi unterscheiden sich auch durch ihren Reifegrad, der von der Persönlichkeit abhängt (Patriarch, Facilitator, Collaborator oder höher wie servant/supportive, …).
- Ob es dann passt, hängt auch von der Branche und vom Unternehmenscharakter ab: ein Hightec-Unternehmen könnte einen Wolfgang Grupp als Trigema-Chef im foundermode nicht ertragen. Seinen Mitarbeitern und vielen Anderen ist Grupp aber ein für seine Branche vorbildlicher und dabei langjährig erfolgreicher Unternehmer in schwierigen Marktveränderungen.
- High-Tec-Unternehmen, mit denen ich mehr Erfahrung habe, müssen die höheren persönlichen Reifegrade von Führungskräften und Mitarbeiter/innen auch mit einer höheren Führungsstufe bedienen können. Manager interessieren sich hauptsächlich für Ergebnisse, Prozesse und Strukturen. Sie geben weniger Aufmerksamkeit auf die Mitarbeiter/innen als Person – ein Grund, weshalb „Raum geben“ alleine nicht funktioniert. Diese müssen ja auch Anfänger und Jüngere hinführen auf höhere Qualifikation! Gut also, wenn ein „Manager“ seinen Modus wenigstens zum facilitatormode (Führungsmodell VMI) weiterentwickelt.
- Ein voluntaristisch gezeigter „foundermode“ kann auch wirken wie „Führen nach Gutsherrenart“. Das wird eher Verwirrung erzeugen als wirksame Impulse geben. Es fehlt die Authentizität.
Ja, das gibt es noch mehr zu sagen. In Teil 2 werde ich weitere Klärungen anbieten. Wenn Sie es eilig haben mit Dialog, kommen Sie zu einem Gespräch auf ZOOM, das Sie hier buchen können (gern ohne Honorar).