Neulich rief mich der Entwicklungsleiter eines Ex-Kunden an: Er habe 25 Mio. in den Sand gesetzt, ‚das wars wohl‘ sagte er deprimiert. Dass ein Misserfolg eigene Fehler zeigt, konnte ihn nicht aufrichten.
Eine Woche später – weichgekocht und geschmort – Gespräch mit dem neuen Chef: „Ich nehme an, Sie wollen mich feuern.“ „Warum sollte ich Sie feuern? Ich habe gerade 25 Mio in Ihre Entwicklung investiert.“ Mein Klient war total baff. „Was machen wir nun damit? Wie geht es weiter?“ habe der Chef dann gefragt.
Das ist Lern-Kultur: Misserfolg zeigt eigene Fehler, und Fehler passieren ständig, „Lehrgeld zahlen“ ist generell akzeptiert, aber niemand will zahlen. Daher werden die meisten Fehler gar nicht erkannt: Sie beginnen mit „ich dachte…“, „man könnte ja mal …“ usw. und werden später kaschiert – aus Angst.
Schade drum! Die systemischen Fehler werden sich bei nächster Gelegenheit erneut einstellen, wenn die Ursachen nicht ausgeräumt werden:
- falsches Denken: Annahmen statt Analyse, Mehrheitsmeinung folgen statt faktenbasiert entscheiden, kurzschlüssige Fehlentscheidung unter Zeitdruck, egozentriertes Verbleiben in der eigenen „Box“, statt eine zweite Meinung einzuholen, …
- unzuträgliches System: bloß gemanagte Organisationen favorisieren (meist un-)bewusst handlungsleitende Werte:
- persönliche Konkurrenz statt Zusammenarbeit
- individuelles Talent statt co-kreatives Kollektiv
- Effizienz statt angemessenen Raum
- Persönliche Zuständigkeit statt übergreifende Vernetzung
- Individuelles geistiges Eigentum statt Wertschätzung des Teams
Einfach feuern ist zu billig. Sie denken selbst falsch und setzen ein falsches System fort.
Fehlen tut es an wirksamer Führung im Sinne von Leadership: größer und weiter denken! Dann würden auf Werte-Ebene explizit andere Prioritäten gesetzt. Welche Werteprioritäten? Das liegt bei Ihnen.
Was sehen Sie im Spiegel? Wo stehen Sie? Was wollen Sie?
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