Mit der Auffächerung von Coaching in alle möglichen Spezialisierungen „Gesundheits-/ Fitness-/ …-Coach entstand auch eine kritische Haltung gegenüber Coaching – teures „Quasi-Babysitting“ für Themen, die eine Führungskraft/ Mitarbeiter/ Mensch doch wohl selber zu lösen hätte. Was ist davon zu halten? Ist Coaching nur ein Hype?
Alles was erfolgreich ist, wird kopiert, verwässert und kann zum wertlosen Gimmick verkommen. Kurze Antwort: Hype – ja, aber nicht nur. Verwässert: ja. Die Gefahr: Der Wert von Coaching wird nicht mehr wahrgenommen oder es funktioniert nicht, weil Erwartungen und Verantwortung schief hängen. Gretchenfrage: Wer dürfte wissen, wenn Sie selbst ein Coaching nehmen?
Die nachstehenden Aspekte können mehr Klarheit schaffen:
Coaching ist eine Arbeitsweise, die bei Veränderungen begleitet. Diese Veränderungen vollzieht der Coachee an sich, nicht der Coach am Coachee. Coaching ist ein Findungsprozess: Hintergründe, neue Wege, neues Verhalten, …
Erwartungen an Coaching
Was erwarten wir von uns und ebenso von anderen? Selbstoptimierung wird großgeschrieben und übertrieben. Alles soll perfekt funktionieren und zwar im Handumdrehen. Das klassische Seminarwesen hatte lange Jahre erwarten lassen, dass eine einmalige Schulung schon qualifizieren wird. Das mag für fachliche Kenntnisse und Fähigkeiten stimmen. Übertragen auf Verhaltensaspekte ist diese Erwartung unrealistisch.
Für Verhalten, das mit Haltungen, Einstellungen und Gewohnheiten verankert ist und von umgebenden Systemen bestärkt wird, passt das verbreitete Schulungsparadigma nicht: „dip dip dip in the water – clean!“ Sie mag in einer gut geführten Good-Will-Gemeinschaft eher funktionieren, diese Qualität ist aber seltener geworden. Und wo ein instrumentelles Weltbild herrscht (reparier mir den Mitarbeiter), wird diese Erwartung naiv und unrealistisch.
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Ob Einzelperson oder Team: Verhalten wird bestimmt durch Gewohnheiten, Überzeugungen und erlernte Einstellungen – auch vom „Charakter“, auch von Genen, vor allem aber wird das innere System durch das epigenetisch Gelernte aufgebaut. In der Arbeitswelt stützen auch etablierte Prozesse ebenso wie Erwartungen des Chefs das konkrete Verhalten, meist unbewusst und ohne üble Absicht, Ambivalenzen u.a.m. Oft stößt aber ein im Coaching wiederentfachtes Engagement an die Grenze des Garnichtgewollten. Diese komplexen Veränderungsbedingungen machen Coaching nötig, sinnvoll und wertschöpfend.
In guten Trainings wird diese Komplexität längst berücksichtigt. Führungskräfte werden eingebunden, ergänzendes Coaching hilft dort, wo die eigene Entschlusskraft das Neue noch nicht etablieren kann. Rückmeldeschleifen beziehen das umgebende System ein. Das „Betriebssystem“ selbst wird in Workshops thematisiert und in Schwingung gebracht. Was dann im Positiven herauskommen kann, kann bemerkenswert sein.
Fallbeispiel:
53jähriger „Alter Hase“, von der gewachsenen Komplexität der Anforderungen in permanente Nervosität getrieben ist, wird von seinem Chef quasi als letzte Hoffnung in ein Seminar Selbstmanagement mit anschließendem Transfer-Coaching eingeladen. Der Trainer und Coach ist vorinformiert und kann den Teilnehmer im Seminar so besser aufnehmen. Mit dem anschließenden Transfer-Coaching zeigen sich bald unerwartete Umsetzungserfolge: Nur zwei Maßnahmen haben ausgereicht, um den Arbeitsprozess für alle Betroffenen ruhiger werden zu lassen. Ein Schlüssel war u.a. der Blick auf eigene Antreiber. Fazit: die ganze Zusammenarbeit hat sich beruhigt, weniger Hektik, weniger Fehler, weniger verständnisloses Genervtsein.
Die gute Nachricht für den Trainingsaspekt: „ausgelernt“ hat ausgedient: Es gibt keine Altersgrenzen für persönliche Veränderung, wenn man Coaching und Training sauber unterscheidet und zueinander positioniert.
Klarheit
Weniger ist es also Coaching, was in Frage gestellt gehört, als um Klarheit, was von Coaching aber auch von welchem anderen Player zu erwarten ist: Ohne eine unterstützende Führung, die das Umfeld gestaltet geht im Alltag nichts. Und hier wird Transformation gestützt oder alte Gewohnheiten werden doch weiter bestätigt.
Alle Hochqualifikation gibt es nicht von Menschen, die lediglich gesetzten Erwartungen und Vorgaben folgen. Wenn kreative Geister (geistige Präsenz, Innovations- und Veränderungsbereitschaft) erwünscht sind, muss man zu eigenen verantwortlichen Entscheidungen ermutigen und darf eine streitbare Auseinandersetzung nicht scheuen: Kurskorrekturen gehören dazu. Wie könnte Führungsqualität im Alltag an einen Coach delegiert werden?
Führungsinstrument Coaching
In diesem Verständnis ist Coaching ein weiteres Führungsinstrument, das ebenso klar positioniert sein muss wie ein Development Center, wie die Führungspraxis der Führungskraft, wie ein dialogisch interessiertes Jahresgespräch oder ein finanzieller Bonus. Geschieht das nicht, greift sich jedes Führungsinstrument ab, gibt es Fehlentwicklungen und am Ende Ratlosigkeit und Schuldzuweisungen.
In der modernen Arbeitswelt ist technische Präzision und Fehlerfreiheit Grundlage jeden Wettbewerbsvorteils. Wenn der Humanfaktor bei High Tec so entscheidenden Beitrag dazu leistet, dann spendieren wir doch auch bitte der Entwicklung des „Human Capital“ einen adäquaten Anspruch!
In unseren Leistungen folgen wir diesem Anspruch. Nehmen Sie uns beim Wort! Angebote zur Unterstützung von Selbstführung hier.
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